Die Pläne für das neue
Gemeindezentrum auf der Birkeshöh
entwarf Hans Schilling aus Köln im Jahr
1966. Charakteristisch für seine
Kirchenbauten ist der Fünfeckgrundriss
mit lang herausgezogenem parabolischen
Chorhaus. Das Fünfeck erinnert an die
mittelalterliche Form des Drudenfußes
oder Pentagrammes, eines Zeichens, das
den ausgespannten Menschen umschreibt und
böse Geister abwehren sollte. Mit der
Parabelform ist der "heilige
Wurf" des berühmten
Kirchenbaumeisters Rudolf Schwarz
aufgegriffen worden.
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Viele Kirchen von Hans Schilling
zeigen Einflüsse von Le Corbusier und seiner
berühmten Wallfahrtskapelle Notre Dame du Haut
in Ronchamp. Speziell die Kirche St. Martin hatte
diesem Vorbild entsprechend eine weiß verputze
Außenfassade.
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Gewisse Ähnlichkeiten
sind vorhanden und kein Zufall: Rechts
und links die Martinskirche in
Meinerzhagen, in der Mitte die
Wallfahrtskapelle in Ronchamp. |
Dieser ursprüngliche Charakter
ist seit der Renovierung 1989 jedoch entstellt.
Die jetzige Fassade aus Kupferblechen war nötig
geworden, weil eindringendes Wasser das Mauerwerk
zersetzte. Ähnlich einer Konservenbüchse
konservieren die Kupferbleche nun das Mauerwerk
und machen es dauerhaft beständig gegen die
Witterungseinflüsse.
Typisch für die Bauwerke von Hans Schilling sind
auch die plastischen Aus- und Einbauten (oftmals
Taufkapellen, Treppenhäuser,
Sakramentskapellen). So auch in der Kirche St.
Martin: Links vom Choransatz befindet sich die
halbrunde Taufkapelle, und rechts ist der runde
Treppenturm zur Krypta und zur Orgelbühne
angebaut.
Die Martinskirche bietet 250 Sitzplätze für die
Gemeinde. Außerdem befindet sich im
Untergeschoss eine Krypta.
Die Lochfassade mit vielen kleinen bunten
Fenstern ist ein weiteres typisches Merkmal der
Kirchen von Hans Schilling. Das Vorbild bot
wieder Le Corbusier:
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Weitere
Ähnlichkeiten:
Links einige typische Fenster in
Ronchamp, rechts einige typische Fenster
in Meinerzhagen.
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Die
Lochfassade in Meinerzhagen ist mit Fenstern des
Paderborner Künstlers Franz Pauli ausgestattet.
Sie zeichnen sich durch eine klare Linienführung
und eine den verschiedenen Tageszeiten angepasste
Farbgebung aus: Rot im Osten, Goldgrün im Westen
und Blau im Norden. Besonderheiten sind das
Martinsfenster sowie das Jerusalem-Fenster.
Das große quadratische Jerusalem-Fenster
befindet sich im rechten Teil des Chorraumes. Es
gibt dem Altarraum und speziell dem Tabernakel
durch das einfallende Licht ein besonderes
Gepräge. Vom Motiv her stellt es in Anlehnung an
die Apokalypse des Johannes das neue
himmlische Jerusalem dar: In der Mitte das
Heiligtum; von dort fließen vier Ströme in je
eine der Himmelsrichtungen, in jede Richtung
führt auch eine Straße durch perlengeschmückte
Tore. Mit Perlen geziert sind außerdem die
Türme in der die Stadt umgebenden Mauer. Die
leuchtend hellen Farben des Fensters deuten an,
dass der Glanz des göttlichen Lichtes über der
Stadt Gottes liegt, das heißt auch über der
Gemeinde Gottes im neuen Bund.
Das Martinsfenster befindet sich links vom
Eingang. Es stellt einen Martinszug mit Kindern
mit ihren Laternen dar. Zu sehen ist außerdem
das Motiv der Martinslegende.
Die künstlerische Ausstattung des Kircheninneren
(Altarkreuz, Tabernakel, Taufbrunnen,
Osterleuchter und Ambo) lag in der Verantwortung von
Hermann Berges aus Bad Godesberg. Den Kreuzweg
schuf der in Süddeutschland lebende Künstler
Otto Mellmann.
Die blaue Farbgebung der Holzdecke symbolisiert
den Himmel. Genau über dem Kreuz, das über dem
Altar hängt, ist in gelber Farbe ein großer
Lorbeerkranz auf die Decke aufgemalt. Der
Lorbeerkranz ist ein Sinnbild für den Sieger.
Dieser Siegeskranz über dem Kreuz soll ein
Zeichen dafür sein, dass Christus der Sieger
über Sünde und Tod ist.
Das Motiv des Siegeskranzes wurde in der
Marien-Nische unterhalb der Orgelempore
künstlerisch aufgegriffen. Maria, die das kleine
Christuskind auf ihrem Schoß trägt, ist umrahmt
von einem an die Wand gemalten nach unten hin
geöffneten Lorbeerkranz. Die Figur selber ist
eine kolorierte Schnitzarbeit aus Tirol.
Eine Besonderheit ist auch das Martinsrelief am
Turm rechts vom Chorraum. Im oberen Bereich der
149 mal 66 Zentimeter großen Plastik aus
Lindenholz ist die Darstellung des Traumes von
Martin eingearbeitet. Diese bildliche Schilderung
ist in der Kunst nur selten zu finden. Die
Legende erzählt, dass Martin in der folgenden
Nacht einen Traum hatte, in dem er Christus mit
der Mantelhälfte, die er dem Bettler gegeben
hatte, sah. Christus bedankt sich in der
Erscheinung bei Martin: Den Mantel habe er nicht
für den Bettler, sondern für Christus selber
geteilt.
Die Idee zu diesem Kunstwerk stammte von Dechant
Josef Bentfeld, der eine Anregung von Küster
Reinhard Thomalla aufgriff. Durch persönliche
Kontakte nach Österreich kam Bentfeld an einen
Entwurf des aus Tschagguns im Vorarlberg
stammenden Künstlers Robert Fleisch (dieser
hatte bereits die Krippenfiguren für die
Marienkirche geschaffen). Die Schnitzarbeiten
führte der junge Schnitzer Gerhard Bitschnau aus
Vandans im Vorarlberg aus; er hatte früher auch
schon die Krippenfiguren für die Martinskirche
geschnitzt. Beim Patronatstag im November 1993
wurde das Relief von Pfarrvikar Georg Machnacz
feierlich eingeweiht.
Gleich einem Schiffsbug liegt das Kirchengebäude
auf dem Hang zwischen Kumpenhahn und
Birkeshöhstraße. Das große Kreuz an der
Außenwand ist ein Entwurf der Künstlerin Diana
Busch aus Dortmund. Dieses Kreuz aus Aluminium
stellt eine besondere Verbindung zwischen der
Kirchengemeinde und der Stadt Meinerzhagen her,
denn es wurde in den Metallwerken Otto Fuchs
hergestellt, dem größten Unternehmer und
Arbeitgeber in der Stadt. Das im Jahr 1985
gefertigte, viereinhalb Meter hohe und 175 kg
schwere Kreuz hängt an der "Bugseite"
des Kirchenschiffes. Es überragt alle anderen
Bauten auf der Birkeshöh und ist somit schon von
sehr großer Entfernung her zu erkennen. Von der
Stadtmitte im Tal her gesehen ist die Kirche mit
dem Kreuz ein echter Blickfang auf dem Hügel.
Bild links:
Architekt und Pastor haben sich in einem Fenster
im Turm verewigt: "Baugemeinschaft 1967 -
Diese Scheibe hat der Herr Pastor gestiftet - Der
Architekt lässt grüßen"
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